Home
Artikel u. Vorträge
Mediation
in der Wirtschaft
Zur Person
Dienstleistung
Publikationen
Raiffeisenblatt 09/07
die bank 08/2005
BI 04/2005
BI 08/2004
Interviews BI 08/04
BI 07/2004
Interessante Links
Kontakt
Impressum
Datenschutz
 


Hier können Sie die drei Interviews nachlesen, welche in der Bankinformation  BI 08/2004 abgedruckt sind.
Sie finden hier die Meinungen der Beteiligten zum Mediationsverfahren, das im Artikel geschildert wurde.

" Als ganzheitlicher Partner präsentieren" Interview mit Herrn Ulrich Weiß, Vorstandssprecher der Volksbank Kirchheim-Nürtingen eG,
"Reizvolle Aussicht" Interview mit Herrn K (Partei des Mediationsverfahrens) "Noch rechtzeitig die Weichen gestellt" Interview mit Herrn Rechtsanwalt Dr. Ulrich Locher

BI im Gespräch

„Als ganzheitlicher Partner präsentieren“ 

Ulrich Weiß, Vorstandssprecher der Volksbank Kirchheim-Nürtingen, erklärt, warum das zusätzliche Angebot der Mediation gut zur Philosophie von Genossenschaftsbanken passt.
 

BI: Sie bieten die Zusatzleistung der Mediation an. Warum? 

Weiß: Zuerst möchte ich hervorheben, dass die Mediation von uns jetzt nur noch vermittelt, nicht selbst und aktiv durchgeführt wird. Dies würde bei diesem Verfahren, das nach der strikten Neutralität des Mediators verlangt, wohl kaum funktionieren. Die erfolgreichen Aktivitäten von Herrn Harich als Mitarbeiter waren eine Ausnahme. Wir bieten diese Zusatzdienstleistung an, weil es für eine Genossenschaftsbank heute vor Ort nicht mehr ausreicht, nur Finanzdienstleister zu sein. Spezielle Kunden müssen die Bank als kompetenten Partner empfinden, der ihnen bei all ihren Problemen weiterhelfen kann.

 

BI: Das Angebot richtet sich also nicht an alle Firmenkunden? 

Weiß: Genau, zurzeit bieten wir es nur unseren Mitgliedern an. Wir haben uns bei der Volksbank Kirchheim-Nürtingen in der Vergangenheit sehr viele Gedanken gemacht, wie wir den Förderauftrag noch stärker mit Leben füllen können. Dabei wurde uns schnell klar, dass die Bank nicht allein alle möglichen Dienstleistungsbereiche abdecken kann. Hierbei ist die Mediation ein Schritt, um die Bedeutung der genossenschaftlichen Mitgliedschaft kräftiger hervorzuheben. Wenn wir nützliche Mehrwerte für unsere Mitglieder schaffen können, werden die Volksbanken und Raiffeisenbanken auch in Zukunft in ihren lokalen Märkten erfolgreich sein. Mit diesem Zusatzangebot Angebot hat die Volksbank Kirchheim-Nürtingen ein Alleinstellungsmerkmal im Markt – in Zeiten wachsender Konkurrenz ein wichtiger Vorteil.

 

BI: Und die Kunden nehmen dieses Angebot an? 

Weiß: Bisher haben unsere Berater gute Erfahrungen gemacht. Ich persönlich hätte im Fall des Unternehmers K beispielsweise nicht mit einer Einigung gerechnet. Es ist schon toll, dass durch die Mediation alle Parteien zufrieden gestellt wurden. Auch die Bank als Fremdkapitalgeber hat einen Vorteil, da das Engagement nun wieder auf stabileren Füßen steht. Gewiss kommt dieser Service nicht für jeden Firmenkunden in Frage. Aber dort, wo Konflikte im Management oder im Gesellschafterkreis auftreten, kann sich die Volksbank Kirchheim-Nürtingen als ganzheitlicher Partner präsentieren. Schließlich muss sich eine Partnerschaft gerade in Krisenzeiten bewähren.

 

BI: Sie würden also die Zusatzdienstleistung der Mediation auch anderen Instituten empfehlen? 

Weiß: Auf jeden Fall. Man sollte jedoch sehr genau darauf achten, dass man mit einem professionellen und gut ausgebildeten Mediator zusammenarbeitet. Dann wird die Mediation einen Beitrag leisten können, um eine feste Verbundenheit zwischen Bank und Firmenkunde bzw. Mitglied entstehen zu lassen.


BI im Gespräch

„Reizvolle Aussicht“ 

Ein Teilnehmer des im Artikel beschriebenen Praxisfalls äußert sich im Gespräch mit der BI über seine Erfahrungen mit diesem Verfahren.
 

BI: Warum haben Sie sich entschieden, eine Mediation zu versuchen? 

K: Aus Erfahrung. Ich bin nun schon viele Jahrzehnte Unternehmer und weiß einfach, dass Auseinandersetzungen, die vor Gericht landen, oft unbefriedigend ausgehen. Mal abgesehen von den Kosten und der Zeitintensität empfindet die eine Partei Gerichtsentscheidungen als Niederlage, während der Gegner dann der Gewinner ist. Die Aussicht, in einer Mediation einen Kompromiss zu finden, der beide Seiten befriedigt, war für mich sehr reizvoll.

 

BI: Und dies hat funktioniert? 

K: Ja. In der unternehmerischen Zusammenarbeit der beiden Parteien war die Situation über Jahre hinweg immer schwieriger geworden. Vor Gericht wäre nur weiteres Porzellan zerschlagen worden. In der Mediation konnten wir wieder zueinander finden. Wichtig ist, dass sich die Parteien weiterhin vernünftig gegenübertreten können. Das mag auch daher kommen, dass in einer Mediation beide Seiten aufeinander zugehen müssen.

 

BI: Verstehe ich richtig, dass die Teilnehmer der Mediation schon ein gewisses Verständnis für das Verfahren mitbringen sollten? 

K: Auf jeden Fall. Zuerst sollten die Parteien freiwillig an der Mediation teilnehmen. Wer erkennt, dass dieser Weg eine Lösung sein kann, hat bereits den ersten Schritt getan. Man muss bereit sein, eigene Standpunkte zu hinterfragen und eventuell auch Fehler einzugestehen. Wenn beide Parteien stur auf ihren Positionen beharren, wird es aus meiner Sicht sicherlich auch für einen Mediator nicht leichter. Sind bereits Rechtsanwälte eingeschaltet, sollten diese offen für die Methode sein. In unserem Fall hat das gut geklappt.
 

BI: Was macht Ihrer Meinung nach ein guten Mediator aus? 

K: Eines ist unerlässlich: Neutralität. Ohne die uneingeschränkte Objektivität des Mediators ist das Verfahren nicht machbar. Deshalb sollte der Mediator nicht direkt zu einem Streitpartner gehören – wie etwa der eigene ein Rechtsanwalt. Auch könnte ich mir eine Mediation schlecht vorstellen, wenn der Mediator Mitarbeiter der Bank ist. Denn dann könnten die Parteien doch verstärkt das Gefühl haben, dass es vor allem um die Interessen der Bank geht. (Anmerkung der Redaktion: Im konkreten Fall musste Herr Harich deswegen besondere Überzeugungsarbeit leisten.) Weiterhin sollte der Mediator viel Fingerspitzengefühl besitzen und ausgleichend wirken. Aber am wichtigsten ist die Neutralität – ohne die geht aus meiner Sicht gar nichts.

 

BI: Waren Sie überrascht, dass Ihnen ein Kreditinstitut die Dienstleistung der Mediation anbietet? 

K: Eigentlich nicht. Aus meiner Sicht sind die Zeiten vorbei, dass sich Banken im Formenkundengeschäft nur noch um Kredite kümmern. Heutzutage ist eher eine Art Partnerschaft gefragt und die Bank sollte Problemlösungskompetenz in vielen Gebieten demonstrieren. Dies gilt vor allem für mittelständische Kunden. Wir haben einfach nicht die Zeit und oft auch nicht die finanziellen Reserven, uns mit Problemen langwierig herumzuschlagen. Hier kann die Mediation helfen, auch wenn sie sicherlich nicht immer zum Erfolg führen kann.


BI im Gespräch

„Noch rechtzeitig die Weichen gestellt“ 

Dr. Ulrich Locher, Rechtsanwalt von Herrn K, beschreibt seine Eindrücke und Erfahrungen mit dem Mediationsverfahren aus der Sicht des Rechtsbeistands. 

BI: Warum haben Sie sich auf die Mediation eingelassen und sie Ihrem Mandanten empfohlen? 

Locher: Wir hatten hier eine sehr komplexe Situation. Die Parteien waren über mehrere Gesellschaften miteinander verbunden. Trotzdem hatten sie sich zunehmend entfremdet. Dennoch war klar, dass eine weitere Zusammenarbeit über Jahre hinweg  in der Zukunft erforderlich sein würde. Vor Gericht wäre die Sache aus meiner Sicht weiter eskaliert und hätte über Jahre hinweg zu mehreren Prozessen mit Millionenstreitwerten geführt. Eine Einigung zu erreichen war ohne Hilfe Dritter nicht mehr möglich. Die Mediation war der Versuch, eine Lösung zu finden und noch rechtzeitig die Weichen für eine sinnvolle weitere Zusammenarbeit zu stellen. Es war der letzte Versuch, bevor es zum „großen Knall“ gekommen wäre.

 

BI: Wie bewerten Sie das Verfahren? 

Locher: Es war am Ende erfolgreich. Dies spricht schon einmal dafür. Ich hatte mit Mediation wenig praktische Erfahrung. Mir war aber beispielsweise aus dem Baurecht bekannt, dass mit Hilfe der Mediation bei außergerichtlichen Schiedsgerichtsverfahren oft Einigungen erzielt werden konnten. Hier In unserem Fall war die Mediation sie – zumindest ökonomisch gesehen – alternativlos. Eine Teilungsversteigerung der Immobilien hätte für beide Seiten erhebliche Verluste bedeutet. Mal abgesehen davon, dass die Mediation erfolgreich war, hätte ich zu Beginn nicht vermutet, einen für beide Seiten befriedigendes Ergebnis erzielen zu können.

 

BI: Was haben Sie empfunden, als ein Kreditinstitut die Dienstleistung der Mediation angeboten hat? 

Locher: Es hat mich und meinen Mandanten nicht völlig verwundert, obwohl wir uns schon gefragt haben, was die Bank hierbei für ein Interesse verfolgen könnte. Nun, wir haben uns auf das Angebot eingelassen. Wenn allerdings der Mediator beim ersten Gespräch ein als Interessensvertreter des Herrn A oder womöglich die der Bank selbst als Mediator aufgetreten wäre, dann hätten wir das Verfahren sofort beendet. Das Kreditinstitut hat mit dem Mediationsverfahren an sich nichts zu tun gehabt, es gab sozusagen nur die Initialzündung. Natürlich hat auch die Bank ein Interesse an einer Lösung. Ich finde es sehr gut, dass eine Bank heutzutage versucht, eine echte Partnerschaft mit ihren Firmenkunden aufzubauen. Diese Entwicklung sehe ich sehr positiv.

 

BI: Würden Sie das Verfahren bei geeigneten Konstellationen wieder nutzen? 

Locher: Ich bin immer für eine außergerichtliche Konfliktlösung. Im Baurecht sind dies oft institutionalisierte Schiedsverfahren. Alles ist sinnvoll, was der Vermeidung eines Rechtsstreits dient – sowohl in ökonomischer als auch in emotionaler Hinsicht. Die Mediation ist besonders gut geeignet, wenn es um eine weitere und längerfristige Zusammenarbeit geht, bei der eben auch emotionale Fragen eine Hauptrolle spielen. Ich könnte mir die Mediation beispielsweise auch sehr gut bei Gesellschafterkonflikten vorstellen oder da wo Geschäftsbeziehungen erhalten werden sollen.

zurück zum Anfang Interviews BI 08/04